1986 DER ZERRISSENE

Posse mit Gesang in 3 Akten  

Inhalt:
Der reiche Herr von Lips wird unvermittelt aus seiner Langeweile gerissen: Der Schlosser Gluthammer stürzt sich in blinder Wut auf ihn, als er in der Braut von Lips seine ehemalige Verlobte erkennt. Im Zug der Auseinandersetzung fallen die beiden über ein ungesichertes Geländer in einen reißenden Fluss. Wenig später tauchen sie auf dem Pachthof von Krautkopf auf. Jeder der beiden gibt sich am Tod des anderen die Schuld und hat Angst, als Mörder verhaftet zu werden. Während Gluthammer von Krautkopf versteckt wird, findet Herr von Lips Schutz bei seinem Patenkind Kathi. Nach etlichen Verwirrungen wendet sich jedoch alles zum Guten, und Lips hat in Kathi seine richtige Braut gefunden.

Besetzung:
HERR von LIPS, ein Kapitalist: Roland Selva, STIFLER: Peter Lanznaster, SPORNER: Reinhold Pernstich, WIXER, seine Freunde: Gustl Untersulzner, MADAM SCHLEYER: Trude Ramoser, GLUTHAMMER, ein Schlosser: Herbert Michel, KRAUTKOPF, Pächter auf einer Besitzung des Herrn von Lips: Peter Drassl, KATY, seine Anverwandte: Ruth Pechlaner, STAUBMANN, Justitiarius: Alfons Lissner, ANTON, Bedienter bei Herrn von Lips: Walter Pedri, JOSEF, Bedienter bei Herrn von Lips: Carli Wolfgang, CHRISTIAN, Bedienter bei Herrn von Lips: Klaus Wildfeuer, ERSTER KNECHT bei Krautkopf: Wolfgang Carli, ZWEITER KNECHT bei Krautkopf: Klaus Wildfeuer, DRITTER KNECHT bei Krautkopf: Hermann Cristofolini
Musiker:
Bläsergruppe der Musikkapelle Leifers, Nicola Di Vella (Kontrabaß), Margareth Nußbaumer (Klavier)  

REGIE: EMANUEL SCHMIED,
Bühne: Arch. Bernhard Kieser, Kostüme: Reinhilde Condin, Musikal. Leitung: Walter Cazzanelli

Mitarbeiter:
Grafik: Siegfried Riegler, lnspizienz: Richard Ranigler, Regieassistenz: Lissi Mair, Souffleuse: Christine Tengler, Bühnenbau: Egon Müller, Licht- und Bühnentechnik: Franz Abraham, Gusti Zambaldi, Karl Zambaldi, Klaus Zambaldi, Hermann Cristofolini, Maske: Erika Visintin, Frisuren: Christine Zanotti, Garderobe: Cilly Waldner, Franzi Mayr, Produktionsassistenz: Waltraud Sanin, Kartenvorverkauf: Beatrix Bancher, Abendkasse: Christian u. Norbert Bertignoll, Saaldienst: Schützenkompanie u. Volkstanzgruppe Neumarkt, Ordnungsdienst: Feuerwehr Neumarkt, Presse u. Redaktion: Waltraud Staudacher, Organisation: Paul Waldner, Verwaltung: Kurt Werth, Gesamtleitung: Zeno Bampi 

Termine:
1. (Premiere) 6. 8. 9. 11. 12. 13. 14. 15. 16. August 1986      

Spielort:
Kirchplatz, Neumarkt 

 
  Autor: Johann Nestroy

Als Ferdinand Raimund in seinem Todesjahr 1836 Nestroys Posse „Lumpazivagabundus“ sah, soll er zu Franz von Marinelli, dem Direktor des Leopoldstädter Theaters, gesagt haben: „Neben‘n Nestroy bin i nix mehr; no, machen mir halt Platz!“ Seine Begleiterin hörte von ihm nach der Vorstellung: „So is‘s halt mit mir und meine Stück gar. Alles umsonst!“
Natürlich war Raimunds Lebenswerk nicht umsonst, doch hatte er sofort erkannt, daß hier ein neuer Stern am Theaterhimmel aufgegangen war. Nestroy hielt sich, im Gegensatz zu Raimunds Zauberwelten, in seinen Stücken vorwiegend an die Erde und ihre Bewohner, die er entzauberte indem er mit Ironie, Skepsis und Bosheit über die Biedermeierstube herzieht und, nach Karl Kraus, „seine Welt erst sprengte, nachdem er sie in der Überzeugung gefestigt hatte, daß sie die beste der Welten sei.“
Nichts war ihm so verdächtig wie die guten Menschen: „Es gibt sehr wenig böse Menschen, und doch geschieht soviel Unheil in der Welt; der größte Teil dieses Unrechts kommt auf Rechnung der vielen, vielen guten Menschen, die weiter nichts als gute Menschen sind.“ Bürger aller Schichten suchten und fanden bei Nestroy die Freiheit, die es in Metternich‘s Österreich nicht gab. Hier konnten sie über sich und ihre eigene Misere lachen. Nestroys Triebfedern sind Parodie, Wortwitz und Wortspiel. Er beherrscht alle Schattierungen zwischen Dialekt und Hochsprache; wird bei ihm Hochdeutsch gesprochen, so klingt es, mitten im Dialekt, als parodiere sich das Hochdeutsch selbst. Er parodiert den Stil seiner Vorlagen, die Sprache der Gasse und der Kanzleien, er benutzt ungeniert fremde, vorgefertigte Situationen und Stücke und bevölkert sie mit seinen, gerade aufgrund ihrer Natürlichkeit und Gewöhnlichkeit, grotesken Gestalten, die bis heute nichts an Gültigkeit eingebüßt haben und uns in Nestroys Welt, auch nach 150 Jahren, „unsere“ Welt erkennen lassen.
Georg Henschel, Mathias Spohr

Grafik
P.Lanznaster, G.Untersulzner, R.Pernstich, R.Selva
P.Drassl
R.Pechlander, H.Michel
R.Selva
R.Selva, T.Ramoser-Holzer

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